Winterreise

Plakat "Winterreise"

Im Dunkeln wird mir wohler sein "Winterreise" von Franz Schubert

  • ein Liedzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller
  • Bassbariton und szenische Idee: Gamaliel von Tavel
  • am Flügel: Michael Stolle

Spricht man über die „Winterreise“ von Franz Schubert, kann man sich leicht in Superlativen verfangen: ein Höhepunkt der Romantik. Ein Gipfel der Liedkunst. Ein Marathonlauf für Sänger und Pianist. Ein Feuerwerk der Gefühle für das Publikum.

Es ist schon verblüffend, wie 24 Lieder, die immer wieder um die gleichen melancholischen Themen wie unerfüllte Liebe, Sehnsucht und den Winter kreisen, verzaubern und begeistern können.

Der Bassbariton Gamaliel von Tavel und der Pianist Michael Stolle nehmen das Publikum mit auf diese wunderschöne, aber umso traurigere Reise, die einen Einsamen in kalten Tagen und Nächten zweifeln, verzweifeln, schließlich durchdrehen und am Schluss den Tod begegnen lässt. Und nach dem letzten Lied geht der Ausgestoßene, wenn er nicht gestorben ist, immer weiter und immer weiter…

Auf der Bühne befindet sich der Flügel und als einziges zusätzliches Requisit ein Stuhl. Dieser muss als Projektionsfläche hinhalten, als Haus, als Schutz, als Waffe, aber auch als Fluss, Eis und Schnee. Hin und wieder ist der Stuhl aber auch ganz einfach ein Stuhl, um sich darauf auszuruhen. Die Ruhe, auch ein stets aufloderndes Thema in diesem Zyklus, vom Getrieben-Sein aber immer wieder zerstört oder zu einer unendlichen Müdigkeit degradiert. Vielleicht rafft sich der Reisende aber trotzdem auch mal auf zu positiven Gedanken? Gerade in den Momenten der Rast, der Ruhe? Das tut er. Aber die Last, die Sehnsucht und schließlich die Hoffnungslosigkeit sind so groß, dass diese angenehmen Augenblicke von ihnen immer wieder im Keim erstickt werden.

Die 24 Gedichte zeichnen einen Menschen, der alleine geht, sich an seinen geliebten Menschen erinnert, mal auch umkehren will, sich aber trotz Rückschlägen, Müdigkeit und Halluzinationen beharrlich dazu zwingt, weiter zu gehen. Wohin?

Wilhelm Müller (*1794 in Dessau, +1827 in Dessau), der in vielen seiner übrigen Texte große Sympathien für die Befreiungskriege der Griechen gegen die Türken zum Ausdruck brachte, und deswegen auch „Griechen-Müller“ genannt wurde, lieferte Franz Schubert (*1797 in Wien, +1828 in Wien) mit seinen 1822/23 verfassten, mal etwas blumigen, mal ironischen, mal knallharten, aber immer äußerst tief empfundenen Gedichten der „Winterreise“ eine Vorlage, die den Komponisten zu einem einzigartigen musikalischen Höhenflug animierte. Schuberts im Jahre 1827 entstandene Musik zu diesem Zyklus kennt keine Grenzen an Innigkeit und Dramatik. Genauso meisterlich werden aber auch Zurückhaltung und Klarheit eingesetzt. Jedes der 24 Lieder ist ein Mikrokosmos, aber als Makrokosmos „Winterreise“ untrennbar miteinander verbunden.